Worpswede und Moskau, Jugendstil und Agitprop-Malerei im Dienste der Partei, Romantik und Revolution - zwischen diesen beiden Polen spannte sich das scheinbar widersprüchliche Leben des Malers Heinrich Vogeler (1872 - 1942). Um die Jahrhundertwende gefeierter Liebling des Bürgertums, starb er 1942 unter bittersten Umständen in Kasachstan.
HEINRICH EDUARDOWITSCH - ARCHÄOLOGIE EINES TRAUMES erforscht, was Vogeler seinen Weg bis zum erschütternden Ende gehen ließ, welche Hoffnungen ihn vorantrieben. Musik und eine sinnliche, atmosphärisch dichte Inszenierung lassen aus Erinnerungsfetzen das Mosaik eines Lebens erstehen - und zugleich ein Kaleidoskop der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Eine Zeit des Aufbruchs, der Träume, der Utopien ... HEINRICH EDUARDOWITSCH ist eine poetische Suche nach verwitterten Spuren in der Geschichte - und nach einem Menschen in seiner Zeit.
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Nach dem großen Erfolg von RILKE 1903 beim Theatersommer 2003 auf dem Barkenhoff Worpswede brachte die Cosmos Factory im Sommer 2004 HEINRICH EDUARDOWITSCH im Garten des Barkenhoff zur Aufführung.
Mit den Vorstellungen auf dem Barkenhoff, der einst Wohn- und Arbeitsstätte war, kehrt HEINRICH EDUARDOWITSCH an seine Ursprünge zurück: 1999 recherchierten Ute Falkenstein und Oliver Peuker als Stipendiaten der Barkenhoff-Stiftung Worpswede das Leben von Heinrich Vogeler.
Unter Verwendung von umfassendem Archivmaterial aus Worpswede und Berlin entwickelten sie dann das erste Theaterstück zu Heinrich Vogeler; die Premiere fand im Mai 2000 im Theater Metronom statt.
„STERNGUCKERS ROTE TRÄUME (...) Ein archäologisches Unterfangen, in dem behutsam Schicht um Schicht abgetragen wurde. Mit Tagebuchzitaten, Briefen und Zeitungsartikeln wurde in einer Kollage aus Wort, Bild und Musik Stück für Stück ein Bild zusammengesetzt, das auf schmerzhafte Weise die Anatomie eines menschlichen, künstlerischen und ideologischen Schiffbruchs widerspiegelte. In dem fast eineinhalb Stunden dauernden Alleingang brachte es Oliver Peuker auf beeindruckende Weise fertig, die Elemente dieses Scheiterns darzustellen. Scheinbar mühelos schlüpfte er dabei in die verschiedenen Rollen, die er stets eindringlich, aber nie überzeichnet verkörperte. Dabei nutzte er ein Minimum an technischem Aufwand auf so phantasievolle Weise, dass er mit scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten dieses Kammerspiel stellenweise zu einem Breitwandepos entfaltete.“
Die Norddeutsche, 24. Oktober 2000
„VOM TRÄUMEN UND SCHEITERN (...) Ute Falkenstein und Oliver Peuker haben nach akribischen und umfassenden Recherchen im gesamten Nachlass ein spektakuläres Solo-Stück erarbeitet, das in 80 Minuten ganz auf Vogeler fokussiert. Entstanden ist eine atmosphärisch dichte Collage mit Musik, Licht und spärlicher Technik, deren Einzelteile unaufdringlich eingesammelt werden, bis das letzte Puzzlestück passt und ein Gesamtkunstwerk mit neuen Details entworfen ist. (...) Mühelos und überzeugend schreitet Oliver Peuker durch die Zeit. Gibt mit spärlichem Inventar, das sich umbauen und zerlegen lässt, und großer Ausdruckskraft dem Sehnen eines Menschen Gesicht und Stimme, ,der sich und anderen den Himmel auf Erden schaffen wollte.‘ “
Weserkurier, 07. August 2004
Bericht Weserkurier zum Download
„RASTLOSE SUCHE NACH DEM PARADIES (...) Vogelers Biografie berührt, sie ist auf der Barkenhoff-Bühne eine spannende Sache - dieser Held erobert die Zuschauerherzen. Gerade die Konzentration auf einen Schauspieler macht die Faszination dieses Abends aus. (...) Mit einem bewegenden Schlussakt vom sterbenden Vogeler endete der großartige Theaterabend, der donnernden Applaus erhielt. Mit relativ geringem materiellen Aufwand, aber großem Engagement und Hartnäckigkeit haben Ute Falkenstein und Oliver Peuker hervorragendes Theater gezeigt.“
Nordsee-Zeitung, 06. August 2004
Bericht Nordsee-Zeitung zum Download
„TANZ DEN TRAUM VOM KOMMUNISMUS (...) Vogelers ungewöhnlich vielseitigen Lebensweg mit geringen Mitteln glaubhaft wiederzugeben erfordert erfordert viel Fantasie. Schauplätze und Erlebnisse wie die Idylle des Barkenhoffs, der Erste Weltkrieg, die Worpsweder Kommune, der kommunistische Traum, der ihn nach Moskau trieb, sowie die dort erlittene Enttäuschung über den Hitler-Stalin-Pakt wollen erst einmal auf die Bühne gebracht werden. Da wurde der große Malerpinsel schnell zu einem Gewehr oder einem Mikrofon umfunktioniert und das kleine Podest in ein Schiff verwandelt. Und die im hinteren Bühnenteil angebrachte Leinwand diente einem Schattentheater, welches der optischen Darstellung einen großen Spielraum bot.
Die Symbolik dieser Einfälle zeichnete sich nicht allein durch ihre Verständlichkeit, sondern vor allem durch eine eindrucksvolle Ästhetik aus: so etwa Vogelers liebevoller, spielerischer Tanz mit einem roten Luftballon, der nicht in dessen Zerplatzen endete. Die Frage, ob der „rote Traum“ in der kommunistischen Realität Moskaus ein Ende findet oder nicht, blieb somit schwebend im Raum.
Ein solch zartes Motiv einer innigen Beziehung unmittelbar an eine dramatische Kriegsszene zu fügen, ist freilich gewagt. Dass dieser Kontrast nicht unglaubhaft wirkte, war jedoch der darstellerischen Leistung Oliver Peukers zu verdanken. Ihm gelang es, dem Publikum die Denkweise des Malers überzeugend zu vermitteln und so dessen scheinbar widersprüchliches Leben zu erklären.“
taz, 13. Juni 2000